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Baumwolle

Nachhaltige Baumwolle – Teil 2

Wir freuen uns, dass Sie wieder vorbeischauen!

Frau Heike Scheuer vom IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) erklärte uns im ersten Teil des Interviews den Begriff „nachhaltige Baumwolle“ an sich und die verschiedene Arten von Nachhaltigkeit.

Über die Unterschiede der „normalen“ zur „nachhaltigen“ Baumwolle und einen Ausblick in die Zukunft wollen wir Sie nun im 2.Teil unseres Interviews befragen.

 

Frage: Was ist so „böse“ an normaler Baumwolle? Wo liegt der Unterschied?

heikescheuer

Vorab würde ich an dieser Stelle gerne bemerken, dass auch „normale“ konventionelle Baumwolle unserer Ansicht nach weniger „böse“ ist als manche Synthetikfasern. Immerhin ist das weiße Gold ja ein nachwachsender Rohstoff.

Aber was macht der nachhaltige Baumwollanbau anders? Zuerst einmal wird zur Anzucht der Pflanzen kein gentechnisch verändertes Saatgut verwendet. Durch Genmanipulation entsteht eine Baumwollpflanze, die resistent gegen Insekten oder auch gegen Unkrautvernichtungsmittel ist. Leider halten diese Resistenzen nicht sehr lange an. Außerdem sind gentechnisch veränderte Pflanzen unfruchtbar, was bedeutet, dass die Bauern jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen. Viele Farmer geraten so in eine Schuldenspirale. Gentechnik ist noch immer ein unkontrollierter Feldversuch, der nicht ausreichend erforscht und  nicht umkehrbar ist.

Besonders nachhaltige Baumwolle stammt aus Gebieten, in denen von Natur genügend Wasser für ihren Anbau vorhanden ist. Aber auch in den trockeneren Gebieten in denen Baumwolle angebaut werden kann, (der sogenannte Baumwollgürtel) kann man mit der Ressource Wasser verantwortungsvoll umgehen. Unterirdische Tröpfchenbewässerung oder Furchenbewässerung verdunstet erheblich weniger als Sprühwasser und senkt den Wasserverbrauch von durchschnittlich 15.000 auf 7.000 Liter pro Kilogramm Baumwolle.

Der konventionelle Baumwollanbau verschlingt ca. 11% aller weltweit ausgebrachten Pestizide. Da Baumwolle auf weniger als 2,5% der globalen Agrarflächen wächst, ist das ein eklatantes Missverhältnis. Die ausgebrachten synthetischen Pflanzenschutzmittel lassen Böden versalzen und schädigen das Bodenleben, das sehr wichtig für die Fruchtbarkeit von Pflanzen ist. Nachhaltiger Baumwollanbau funktioniert mit pflanzlichen Mitteln wie Tees und Jauchen, mit selbst erzeugtem Humus und mit manuellen Maßnahmen, wie dem Absammeln von Schädlingen.

In Monokulturen angebaute Baumwolle, die dicht an dicht wächst, haben es Insekten besonders einfach. Der höhere Pestizid-Druck führt dazu, dass noch mehr Insektizide ausgebracht werden. Die Artenvielfalt in Gebieten, in denen großflächig konventionelle Baumwolle angebaut wird, ist sehr gering, da durch die ausgebrachten Gifte auch nützliche Insekten und auch Vögel getötet werden.

Baumwolle reift sukzessive Kapsel für Kapsel über mehrere Wochen hinweg. Will man die Samenkapseln maschinell ernten, braucht man die Kapseln aber alle zur gleichen Zeit reif. Durch das Ausbringen von Entlaubungsmitteln verliert die Pflanze plötzlich alle Blätter auf einmal. Die akute Lebensbedrohung führt zu einer sofortigen Notreife. Die Mittel, die man zur Entlaubung von Baumwolle einsetzt, sind starke Nervengifte, die die Biodiversität bedrohen, das Grundwasser vergiften und den Boden mittelfristig verwüsten. Nachhaltige Baumwolle wird per Hand geerntet.

Der konventionelle Baumwollanbau ist auch mit sozialen Missständen jenseits des Armutsthemas behaftet. Bildungsmangel führt zu Analphabetismus in hohem Ausmaß. Gesundheitsschädliche Chemikalien werden von Farmerinnen und Farmern in zu hohen Dosagen und ohne Schutz auf den Feldern ausgebracht. Frauen geben ihren Babies Wasser zu trinken, das sie in ausgedienten Chemikalienkanistern transportiert haben. PAN (Pestizidaktiosnetzwerk) schätzt, dass im Zeitraum von 2000 bis 2010 über 200.000 Menschen an Pestizidvergiftungen auf den Baumwollfeldern der Welt gestorben sind.
Noch immer werden Menschen gezwungen, auf Baumwollfeldern ohne Bezahlung zu arbeiten. Auch Kinder werden auf staatliche Anordnung aus den Schulen geholt und arbeiten unter Zwang viele Stunden bei der Baumwollernte mit, wie beispielsweise in Usbekistan. Nachhaltiger Baumwollanbau findet größtenteils in Projekten statt. Diese bieten den Bauern Schutz, klären sie über den richtigen Einsatz von Chemikalien auf, sorgen für ein höheres Bildungsniveau und schärfen ein gewisses Problembewusstsein bei den Menschen in den Anbaugebieten.

Hat Baumwolle Zukunft? Was befindet sich im Vormarsch?

Wir haben bereits jetzt ein Problem, genügend Agrarflächen für die verschiedenen Bedürfnisse der Weltbevölkerung verfügbar zu machen. Wenn Faserpflanzen in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln stehen, wird der Anbau von Baumwolle problematisch werden. Das gleiche gilt für die meisten anderen Naturfasern wie Wolle, Leinen, Hanf oder Seide.

Aus welchen anderen Materialien werden Stoffe hergestellt?

Neben den Naturfasern kann man aus halbsynthetischen Fasern Stoffe herstellen. Aus natürlichen Rohstoffen, die Stärke oder Eiweiß enthalten, werden in einem aufwendigen chemischen Prozess künstlich Fasern erzeugt, wie zum Beispiel Viskose. Als Rohstoff dienen hauptsächlich Buchen- und Eukalyptusholz, aber auch aus Bambus, Mais oder anderen stärkehaltigen Pflanzen lässt sich Viskose herstellen. Viskose löst das Flächenproblem aber auch nicht, denn die verwenden Rohstoffe müssen ebenfalls angebaut werden. Hinzu kommt noch der Ressourcenverbrauch bei der Faserherstellung.

Textilien aus vollsynthetischen Fasern, die aus Erdöl oder Erdgas hergestellt werden, haben eher keine langfristige Zukunft, da es sich hier um eine nicht erneuerbare Rohstoffquelle handelt.

Wo sehen Sie die Zukunft?

Ich würde die Zukunft in allen Produkten im Bereich der Wiederverwertung sehen. Sei es das Recycling von Kunststoffflaschen, der Einsatz von Abfällen, wie Nussschalen oder Maisblättern, das sogenannte Upcycling, also das Umarbeiten von abgetragener Kleidung oder das Herstellen einer Eiweißfaser aus Milchresten, die nicht als Lebensmittel freigegeben wurden.

Ihr Tipp an alle Verbraucher?

Langfristig wird sicher niemand darum herum kommen, selbst nachhaltig mit seiner Kleidung umzugehen und zwar im ursprünglichen Wortsinn. Kleidung lange zu nutzen, nicht jede Modesaison mitzufeiern und Textilien so zu pflegen, dass sie lange halten, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn Menschen, die zehn paar verschiedene Jeans und dreißig T-Shirts im Schrank haben, sich auf die Hälfte hochwertiger und nachhaltig hergestellter Baumwoll-Produkte beschränken würden, wäre viel gewonnen.

 

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